Antriebsloser Hund? Vielleicht liegt’s an der Schilddrüse!

Wie beim Menschen oder bei anderen Tieren gibt es auch beim Hund eine Reihe von Hormonen, die für verschiedenste Funktionen im Körper zuständig sind. Diese werden von bestimmten Drüsen im Körper produziert. Zu den wichtigsten davon zählt die Schilddrüse. Diese kennen wir Menschen häufig von Über- oder Unterfunktionen, aber auch unsere Hunde bleiben nicht von Schilddrüsenproblemen verschont. Lies weiter und erfahre, wann du die Schilddrüse deines Hundes überprüfen lassen solltest.

 

Was sind eigentlich Hormone?

 

Manche Hormone machen den Körper bereit, um angemessen auf Angriffe oder unbekannte Situationen reagieren zu können, manche sind für den Sexualzyklus zuständig und manche regulieren verschiedene Stoffwechselfunktionen im Körper. Ihnen allen ist gemein, dass sie in spezialisierten Zellen gebildet werden. Die meisten Hormone werden an den Blutkreislauf abgegeben, wo sie dann zu ihrem Ziel gelangen und dort eine Wirkung entfalten.

Hormone sind also Botenstoffe in einer eigenen Sprache, die nur von speziellen Zellen im Körper übersetzt werden können. Die zwei wichtigsten Hormonproduzenten sind der Hypothalamus und die Hypophyse im Gehirn, sie kontrollieren und regulieren sehr viele Funktionen im Körper und sind auch vielen hormonproduzierenden Zellen übergeordnet. 

Der Hypothalamus ist der oberste Befehlshaber, der mit der Hypophyse kommuniziert. Die Hypophyse ist sozusagen die Schnittstelle zwischen Körper und Hypothalamus-Chef, wenn es um die Hormone geht. Entsprechend problematisch kann es sein, wenn einer dieser Bereiche dann nicht mehr funktioniert.

Aber auch wenn Unterbereiche der Hormonproduzenten nicht mehr ganz rund laufen, kann das große Auswirkungen auf den Körper haben. Je mehr Funktionen ein Hormon im Körper beeinflusst, desto größer ist auch die Auswirkung bei einer Fehlfunktion.

 

Schilddrüse – kleines Organ mit großer Wirkung

 

Auf den Stoffwechsel haben die Schilddrüsenhormone großen Einfluss, sie wirken auf alle Organe des Körpers und bestimmen, wie schnell die Zellen dieser Organe die Energie umsetzen. Die Schilddrüse beeinflusst damit auch den Energieumsatz des Körpers, also wie viel Energie im Körper verbraucht wird. 

 

Sehen wir uns die Schilddrüse des Hundes etwas genauer an:

Sie ist ein kleines Organ, das im Halsbereich des Hundes liegt, genauer gesagt liegt sie an der Halsunterseite links und rechts der Luftröhre.

Sie produziert mehrere Hormone, das bekannteste ist Thyroxin, auch T4 genannt, welches bei vielen Bluttests mit untersucht wird. Aber auch andere Hormone, die von der Schilddrüse ins Blut abgegeben werden, haben einen Einfluss auf den Körper. Etwas unbekannter ist Calcitonin – es reguliert den Calcium- und Phosphathaushalt gemeinsam mit Parathormon, welches in der Nebenschilddrüse produziert wird. Calcitonin senkt den Calciumspiegel im Blut, während Parathormon der Gegenspieler ist und den Calciumspiegel im Blut erhöht.

Für das Verhalten und den Zellstoffwechsel wichtig sind aber die regulären, bekannten Schilddrüsenhormone. Deshalb möchte ich über diese etwas mehr erzählen.

 

Die Schilddrüsenhormone

 

Neben den anderen Schilddrüsenhormonen sind die bekanntesten T4, fT4 und T3. 

T4, also Thyroxin, hatte ich bereits erwähnt, dieses wird direkt in der Schilddrüse gebildet. In dieses Hormon baut die Schilddrüse vier Jodmoleküle ein, daher auch der Name. In der Schilddrüse und im Gewebe des Körpers wird dann aus diesem Hormon ein Jodmolekül abgespaltet  und es entsteht T3. 

Normalerweise ist das T4 an ein Eiweißmolekül gebunden, dieses dient als Transportmittel, um das Thyroxin zum Zielgewebe zu bringen. Ist Thyroxin nicht an ein Transporteiweiß gebunden, sondern schwimmt frei im Blut, wird es “freies T4” genannt.

Neben anderen Werten sind vor allem diese drei Werte wichtig, wenn man die Funktion der Schilddrüse feststellen will. In einem normalen Schilddrüsenprofil ist meist auch ein vierter Wert enthalten: cTSH (canines Thyroidea stimulating hormon). 

cTSH ist ein Hormon der Hypophyse – du erinnerst dich, das ist ein Bereich im Gehirn, der bestimmt, wie die Hormonproduzenten im Körper arbeiten. Je mehr cTSH die Hypophyse ins Blut abgibt, desto mehr Thyroxin produziert die Schilddrüse, wenn sie gesund ist. Das Thyroxin wirkt anschließend auf den Körper und reguliert den Stoffwechsel. Man könnte sich das wie eine/n AutofahrerIn vorstellen: Je stärker der/die AutofahrerIn (cTSH) auf dem Gas steht (Schilddrüse), desto mehr Benzin (Thyroxin) wird verbrannt und desto schneller fährt das Auto.

Schilddrüsenhormone werden nicht gleichmäßig ins Blut abgegeben. Tageszeitlich unterschiedlich finden sich mal etwas mehr und mal etwas weniger Schilddrüsenhormone im Blut. Möchte man mit dem Auto zu einem bestimmten Ort fahren, fährt man auch nicht ständig mit Vollgas, sondern mal langsamer und mal schneller. 

Vor allem bei Krankheiten wird weniger Hormon abgegeben, das ist eine Schutzmaßnahme des Körpers, um die Stoffwechselrate des Körpers zu verlangsamen, sodass einerseits Infektionserreger die Zellen nicht so gut als Kraftwerke nutzen können und andererseits um den Körper etwas zu entlasten und zu schonen.

Dies wird dann oft mit einer Schilddrüsenunterfunktion verwechselt. Wenn man hier Schilddrüsenhormone als Tabletten füttern würde, würde man in eine sinnvolle Körperreaktion hineinpfuschen und das könnte unter Umständen sogar Schaden anrichten.

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Schilddrüsenerkrankung beim Hund: Die Unterfunktion der Schilddrüse

 

Beim Hund haben wir meist Unterfunktionen, wenn es um Erkrankungen der Schilddrüse geht. Bei der Katze sind es meist Überfunktionen der Schilddrüse, während der Mensch durchaus in beide Richtungen tendieren kann.

Eine Unterfunktion bedeutet, dass die Schilddrüse zu wenig Hormon produziert. Das kann verschiedene Gründe haben. Häufig ist die Ursache, dass der Körper mit eigenen Antikörpern das Schilddrüsengewebe oder die Hormone angreift. Aber auch Fütterungsfehler können der Grund sein. 

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion muss das Hormon von außen zugeführt werden, da der Körper nicht mehr in der Lage ist,  die nötigen Hormone selbst zu produzieren.

Bei einer Überfunktion findet man mehr Schilddrüsenhormone im Blut. Beim Hund kann eine Ursache für eine Überfunktion neben Schilddrüsentumoren (die sehr selten sind) auch über Futter zugeführtes Hormon sein, wie es beim Barfen und Füttern von Schlund oder Kopffleisch vorkommen kann. Und das kommt leider sogar öfter vor, als man denkt. 

Der Körper versucht dann gegenzusteuern und rutscht nach einiger Zeit in eine Unterfunktion, da die Schilddrüse die Hormonproduktion nahezu komplett einstellt. Bei gebarften Hunden mit einer Schilddrüsenunterfunktion sollte also sehr vorsichtig mit der Hormonsubstitution umgegangen und zuerst die Fütterung überprüft werden. 

Manchmal dauert es auch einige Zeit, bis die Schilddrüse wieder ihre Arbeit aufnimmt, etwas Warten kann sich also bezahlt machen und Hormone sollten erst nach einer erneuten Blutkontrolle nach einigen Wochen gegeben werden.

 

Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion beim Hund

Die Symptome einer Unterfunktion können dann vielfältig sein. Sie reichen von Verhaltensänderungen bis hin zu Gewichtsschwankungen oder schlechter Fellqualität bzw. langsamen Haarwuchs (oder bei Settern kommt auch ein stärkerer Haarwuchs vor). 

Der Stoffwechsel fährt meist im Sparmodus, das heißt, das Herz schlägt langsamer, der Körper verbraucht weniger Energie und die Hunde sind meist antriebslos und depressiv, sie bauen oft auch schlechter Muskulatur auf und haben eine schlechte Kondition, was natürlich für den Hundesport oder die Therapie nach Erkrankungen des Bewegungsapparates von Wichtigkeit ist. 

Wenn es um das Verhalten geht, kann auch genau das Gegenteil vorkommen, die Hunde sind nicht stressresistent, “gehen schnell an die Decke”, sind hibbelig und können sich schlecht konzentrieren. Deshalb ist es oft schwierig, eine Schilddrüsenunterfunktion zu erkennen, weil die Symptome nach außen hin so unterschiedlich sein können. 

Generell muss man aber sagen, dass jeder Hund so seinen eigenen Schilddrüsen-Hormonspiegel hat. Die Schilddrüse mancher Hunde produziert weniger Hormone als die anderer Hunde, und diese individuellen Eigenschaften bestimmen zu einem großen Teil auch den Charakter des Hundes mit. Das kann sogar rassebedingt unterschiedlich sein. Was auch wichtig ist: Ein Schilddrüsenprofil ist immer nur eine Momentaufnahme. Bevor also Hormone gegeben werden, sollte das Blut nach einigen Wochen erneut kontrolliert werden.

 

Wie kann man eine Schilddrüsenunterfunktion erkennen?

 

In erster Linie sollte natürlich entsprechende Symptomatik vorhanden sein. Hat man einen entsprechenden Verdacht und ist sich aber nicht sicher, kann ein Bluttest Abhilfe schaffen. Wichtig bei einem Bluttest ist, dass alle Werte der Schilddrüse untersucht werden. Thyroxin alleine ist oft nicht aussagekräftig genug. 

Ist der Wert niedrig, sollte zumindest cTSH mituntersucht werden, um zu erkennen, ob die Schilddrüse vielleicht nur vom Gehirn aus etwas gebremst wird. Denn bei schwerwiegenden Erkrankungen oder in Stresszuständen reguliert die Hypophyse oft die Produktion der Schilddrüse hinunter, der Körper soll sich erholen können und nicht mit Vollgas fahren. In diesem Fall wäre der cTSH-Wert im Blut dann nicht erhöht, sondern ebenfalls niedrig. 

Bei einer “echten” Schilddrüsenunterfunktion ist die Schilddrüse aufgrund verschiedener Umstände nicht mehr in der Lage, genug Hormon zu produzieren. Die Hypophyse möchte den Hormonspiegel im Blut aber steigern und gibt der Schilddrüse den Befehl, mehr Hormon zu produzieren. 

Man findet erhöhte Werte von cTSH und niedrige T4-Werte im Blut. Die Schilddrüse ignoriert den Befehl – hier muss das Schilddrüsenhormon von außen über Tabletten zugeführt werden.

Leider gibt es aber immer wieder Hunde, die sich nicht an Lehrbücher halten, und so sind die Werte im Blut manchmal nicht typisch für eine Schilddrüsenunterfunktion. Hier können auch weitere Blutwerte herangezogen werden: Bis zu acht verschiedene Werte gibt es, um auf Nummer sicher zu gehen: T4, T3, freies T4, freies T3, TSH, T-Ak, T3-Ak und T4-Ak (das sind die Antikörper, die die Schilddrüse oder die Schilddrüsenhormone angreifen und den Hormonspiegel so senken) und als Draufgabe noch Cholesterin und eventuell Fruktosamine, der Langzeitblutzucker. 

Meist sind T4 und cTSH zu einem normalen Blutbild schon aussagekräftig, sind diese Werte aber unsicher oder im Normalbereich, heißt es noch nicht, dass keine Unterfunktion möglich ist. Zusammen mit den Symptomen kann man dann mit einem kompletten Blutbild mit den acht Werten auf eine Schilddrüsenunterfunktion schließen oder sie ausschließen. 

 

Fazit

 

Da die Schilddrüse so viele Funktionen im Körper steuert, ist es auch wichtig, dass die Produktion von Schilddrüsenhormonen funktioniert. Leider ist es sehr schwer, eine Schilddrüsenunterfunktion zu erkennen, weil die Symptome so unterschiedlich sein können. Gerade bei Verhaltensauffälligkeiten oder bei schlechten Trainingsergebnissen (also kaum Konditionsverbesserung, schlechter Muskelaufbau) rate ich immer dazu, die Schilddrüse abzuklären um hier auf Nummer sicher zu gehen.

 

Photo by Matt Bradford-Aunger on Unsplash

Karin Schreiner

Die Anatomie des Hundes hat mich schon in meinem Studium zur Tierärztin am meisten fasziniert. Kein Wunder, dass ich nun vorrangig als Hundefitnesstrainerin und Hundephysiotherapeutin meinen vierbeinigen Kunden zu einem fitteren Hundeleben verhelfe! Wie auch du HundefitnesstrainerIn wirst, lerne ich dir in meiner Online-Ausbildung (klicken für mehr Infos).

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